Was passiert mit den Kleidern in der Altkleidersammlung

Unsere Kleiderschränke platzen förmlich aus allen Nähten vor Kleidung. Der Konsum von Bekleidung hat sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt – von 50 auf rund 100 Milliarden neu gekaufter Kleidungsstücke. Doch gleichzeitig sind die Ausgaben für Bekleidung gesunken. Der Grund dafür ist das Phänomen „Fast Fashion“, welches sich durch schnell wechselnde Kollektionen auszeichnet und einen enormen Einfluss auf unsere Kaufentscheidungen hat. Wir kaufen Kleidung so günstig, dass sie nach wenigen Tragen im Altkleidercontainer landet – sei es, weil sie uns nicht mehr gefällt oder von minderer Qualität ist. Dadurch türmen sich in unseren Schränken Hosen, T-Shirts und Pullover. Laut einer Greenpeace-Studie besitzt jeder Erwachsene in Deutschland durchschnittlich 95 Kleidungsstücke – hierbei sind Unterwäsche und Socken nicht einmal mitgerechnet.

Der schnelle Aussortierungszyklus

Jedes Jahr kommen rund 60 neue Kleidungsstücke hinzu – insgesamt sind dies 5,2 Milliarden Textilien. Doch laut Greenpeace werden viele davon selten bis gar nicht getragen, geschätzte zwei Milliarden Stücke. Mode ist zu Einwegware geworden. Bereits nach kurzer Zeit wird sie aussortiert und im Altkleidercontainer entsorgt, in der Hoffnung, dass sie Bedürftigen helfen kann. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend weiter verstärkt. Viele Verbraucher haben die Zeit der Beschränkungen genutzt, um ihre Schränke auszumisten.

Weniger als zehn Prozent der Altkleider gelangen an Bedürftige

Jeder Bundesbürger gibt pro Jahr durchschnittlich 16 Kleidungsstücke in die Straßensammlung oder den Altkleidercontainer. Das entspricht einem Kleiderberg von rund 1,1 Millionen Tonnen Textilien pro Jahr. Ein Teil dieser Textilien landet jedoch sofort im Müll, entweder weil sie zu schmutzig oder kaputt sind. Der Großteil dieser Kleidung wird in die Altkleidersammlung gegeben. Lediglich bis zu zehn Prozent gelangen an Bedürftige oder werden als Secondhand-Ware verkauft. Rund 40 Prozent der Textilien werden als Handelsware in osteuropäische oder afrikanische Länder exportiert. Etwa die Hälfte der Kleidungsstücke ist zum weiteren Tragen unbrauchbar und wird von Recyclingfirmen zu Putzlappen oder Dämmstoffen verarbeitet. Ein kleiner Anteil von fünf bis zehn Prozent, der auch dafür nicht genutzt werden kann, dient als Ersatzbrennstoff für Kohle oder wird verbrannt.

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Sowohl Textilrecycler als auch karitative Einrichtungen stehen heutzutage vor dem gleichen Problem: Die Qualität der Altkleider ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Oft handelt es sich um minderwertige Stoffe oder billige Kunstfasern, die schlecht verarbeitet wurden.

Aufgrund der schlechten Qualität der Altkleider ist die Sammlung mittlerweile ein Minusgeschäft für viele Sortierbetriebe geworden. Selbst karitative Organisationen wissen oft nicht, wohin mit den Massen an Altkleidern. Die Folge: Altkleidercontainer werden vorübergehend geschlossen, wie beispielsweise bei der AWO in Schleswig-Holstein. Sie hat derzeit die Hälfte ihrer knapp 300 Altkleidercontainer stillgelegt. Die Stadtreinigung Hamburg plant sogar den Abbau all ihrer Altkleidercontainer bis Ende September.

Wer sammelt Altkleider?

In Deutschland gibt es zahlreiche Organisationen und Einrichtungen, die Altkleider sammeln. Doch nicht alle verfolgen karitative Zwecke, und für den Verbraucher ist es nicht immer einfach zu erkennen, wer hinter den Sammlungen steckt.

  • Verschiedene karitative Einrichtungen sammeln Altkleider für einen guten Zweck, wie das Deutsche Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt und kirchliche Institutionen. Sie unterstützen konkrete Hilfsprojekte im In- und Ausland und betreiben Kleiderkammern oder Secondhand-Läden.

  • Gewerbliche Sammler und Wiederverkäufer arbeiten im Auftrag von Hilfsorganisationen und spenden einen Teil ihrer Erlöse.

  • Auch viele Kommunen sammeln Altkleider und verkaufen sie an gewerbliche Altkleidersammler.

  • Gewerbliche Sammler sind nicht verpflichtet, Spenden oder Gelder für karitative Zwecke zur Verfügung zu stellen. Ihre Container befinden sich oft auf Privatgrundstücken wie Parkplätzen. Es gibt aber auch Sammlungen an der Haustür oder in Säcken und Körben.

  • Einige Textilhandelsketten bieten ihren Kunden die Möglichkeit, Altkleider in ihren Geschäften abzugeben. Diese werden dann von einem Dienstleister weiterverwertet.

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Wir sollten wissen, dass selbst seriöse Altkleidersammler die gesammelten Textilien teilweise weiterverkaufen. Mit dem damit verdienten Geld kann an anderer Stelle Hilfe geleistet werden. Um sicherzugehen, dass die Altkleider an eine seriöse Organisation gehen, die karitative Zwecke verfolgt, können wir uns an Qualitätssiegeln orientieren, die von der Verbraucherzentrale in einem Flyer aufgeführt werden.

Was können Verbraucher gegen Wegwerfmode tun?

Als Verbraucher können wir einiges gegen den Wahnsinn der Wegwerfmode tun:

  • Beim Kleiderkauf auf Qualität achten. Das schont die Umwelt und spart Geld.

  • Gut erhaltene Kleidung an Bekannte weitergeben oder über Secondhand-Läden und Flohmärkte verkaufen.

  • In vielen Städten gibt es Tauschbörsen für Baby- und Kinderkleidung.

  • Schäden an Kleidung selbst reparieren oder reparieren lassen, anstatt sie sofort auszusortieren.

  • Auch Kleidung, die nicht mehr zu retten ist, gehört nicht in den Müll, sondern in die Altkleidersammlung. Die Fasern können recycelt und weiterverwertet werden.

Indem wir bewusst handeln und verantwortungsbewusst mit unserer Kleidung umgehen, können wir einen positiven Beitrag leisten und die Auswirkungen der Wegwerfmentalität minimieren. Zusammen können wir die Art und Weise ändern, wie wir Kleidung konsumieren und uns von dieser Wegwerfkultur verabschieden.

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