Die Geschichte der Hose ist geprägt von unterschiedlichen kulturellen Einflüssen und modischen Entwicklungen. Obwohl die Ursprünge der Hose in der Frühgeschichte schwer nachweisbar sind, lassen sich ihre Form und Funktion anhand von Fundstücken, Beschreibungen und Darstellungen aus späteren Epochen rekonstruieren.
Key Takeaways
Die Hosen der Germanen
Während die Römer und Griechen in der Antike noch weite Gewänder wie die Toga trugen, entschieden sich die Germanen bereits früh für eine Vorform der Hose. Diese bestand entweder aus Stoff oder aus gegerbtem Leder und schmiegte sich eng an das Bein an. Ein Gürtel hielt sie in der Taille zusammen, was besonders beim Reiten praktisch war. Es wird angenommen, dass der Umgang mit Pferden und das Reiten zur Verbreitung der Hose beigetragen haben. Zudem diente sie in den kälteren nördlichen Gebieten als Schutz vor der Kälte.
Die Römer und Griechen sahen die Hose lange Zeit als Symbol der Unkultiviertheit und des Barbarentums. Erst im 5. Jahrhundert begann sich diese Ansicht zu ändern, auch in Rom.
Der Siegeszug zur Ritterzeit
Im frühen Mittelalter trugen Ritter unter ihren knöchellangen Gewändern oft halblange Leinenhosen oder gewickelte Beinbinden. Doch im Laufe des 14. Jahrhunderts änderte sich das Bild. Der Grund dafür waren die neu entwickelten starren Rüstungen für den Krieg. Unter diesen Rüstungen benötigte man eng anliegende Kleidung, die keine auftragenden Falten warf.
Die Kleidung der Männer, insbesondere der Krieger und Ritter, beeinflusste auch die Alltagskleidung. Die Oberteile wurden immer enger und kürzer, sodass die Hosenbeine nun viel stärker in den Fokus rückten. Beinbinden oder enganliegende Strümpfe waren nicht mehr zeitgemäß. Die „Hosen“ (althochdeutsch „hosa“ und germanisch „huson“), zusammen mit dem sogenannten „Broich“ als Bedeckung der Schamteile, wurden zu einem eigenständigen Kleidungsstück. Mit einem Latz versehen, wurde die Hose im heutigen Sinne geboren.
Die Hose als Statussymbol
In der Renaissance strebten die Menschen vermehrt danach, sich durch Statussymbole von anderen abzuheben. Die Kleidung spielte hierbei eine wichtige Rolle. Die Hose war ein zentraler Bestandteil der modischen Erscheinung. Besonders die kämpfenden Männer, wie beispielsweise die Landsknechte im 15. und 16. Jahrhundert, gaben modische Impulse. Ihre Kleidung war farbenfroh und extravagant, passend zu ihrem provokanten Auftreten. Sie trugen die ersten weiten Hosen.
Die Hose wurde um ein weiteres Stilelement erweitert: Schamkapseln, die zugleich verhüllten und betonten ein überdimensional erscheinendes männliches Geschlechtsteil. Diese unterstrichen demonstrativ ihre Angriffslust. Der Modestil der Landsknechte wurde zum Vorbild für die Männermode des 16. Jahrhunderts, auch bei Bürgern und Bauern.
Die Französische Revolution
Auch in späteren Jahrhunderten diente die Kleidung der Soldaten weiterhin als Vorbild für die Männermode. Die Hose blieb jedoch bis zur Französischen Revolution maximal knielang. Erst 1789 wurde die „culotte“, die Kniehose der Adeligen und Oberschicht, von den langen Fischerhosen des Volkes, den „Pantalons“, abgelöst. Von nun an galt die lange Hose nicht mehr als Kleidungsstück der unteren Schicht, sondern war gesellschaftsfähig geworden. Die Adeligen mussten sich unter dem Druck der Revolution dem neuen Stil anpassen. Im Gegenzug wurde ihre einstige standesgemäße Kleidung mit den kurzen Kniehosen zur Berufskleidung der Dienerschaft.
Die Anzughose
Bis zu diesem Zeitpunkt waren Männer für gewöhnlich extravagant und farbenfroh gekleidet. Mit prachtvollen Hosen betonten sie ihre Macht und Dominanz. Doch nun änderte sich das. Einerseits war dies eine Demonstration gegen höfischen Prunk und Standesdünkel, andererseits gewannen der Puritanismus und Protestantismus an Bedeutung. Der bürgerliche Mann bevorzugte einfache Stoffe wie Wolle und Baumwolle. Die langen Hosen blieben schlicht und betonten die natürliche Form. Der Wettbewerb zwischen Männern bezüglich ihrer Kleidung trat in den Hintergrund, während beruflicher Erfolg immer mehr an Bedeutung gewann. Farbenprächtige Kleidung wurde zunehmend zum Bereich der Frauen. Dieser Trend zu gedeckten Farben und schlichten Formen setzte sich bis heute im klassischen Herrenanzug fort, als Erkennungszeichen des bürgerlichen und erfolgreichen Geschäftsmannes.
Quelle: Titi And The German Kid