Jeans mit Stil: Die Kunst des Zerreißen

Wer liebt sie nicht – die zerrissenen Jeans? Einst ein Symbol der Rebellion, sind sie heute in nahezu jedem Kleiderschrank zu finden. Von Modemarken bis hin zu nachhaltigen Shops – sie alle bieten zerrissene Jeans an. Doch wie kommen eigentlich die Löcher in die Hosen und welche Auswirkungen hat dies auf Mensch und Umwelt?

Die Kunst der Zerstörung

Die Jeans, ursprünglich als robuste Arbeitskleidung gegründet, wird heutzutage bereits in neuem Zustand produziert, um anschließend bearbeitet zu werden. Dabei werden die Jeans gebleicht, geschliffen und Löcher in den Stoff geschnitten. Das Ergebnis sind Jeans im „Used Look“ oder „destroyed“ Stil. Ironischerweise sind diese zerrissenen Hosen genauso teuer, wenn nicht sogar teurer, als unbeschädigte Jeans. Dennoch sind sie aufgrund ihres angesagten Stils bei vielen beliebt.

Die Methoden des Zerstörens

Jeans werden oft in Entwicklungsländern wie Bangladesch oder China gebleicht. Dabei kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Eine gängige Methode ist das Sandstrahlen, bei dem der Stoff unter hohem Druck mit feinem Sand bearbeitet wird. Diese Methode ist zwar schnell und kostengünstig, jedoch birgt sie auch Gefahren für die Arbeiter. Der entstandene Sandstaub enthält Quarz, der beim Einatmen gesundheitsschädlich sein kann. Arbeiter, die keine angemessene Schutzausrüstung erhalten, arbeiten oft ohne Kenntnis der Risiken.

Chemikalien werden ebenfalls zur Bearbeitung der Jeans eingesetzt. Beispielsweise wird Chlorat als Bleichmittel verwendet. Diese Chemikalie kann ins Abwasser gelangen und stellt somit ein Problem für die Umwelt dar. Perchlorate, die aus Chloraten entstehen, sind persistent und gelten als gefährliche Substanzen, da sie hormonell wirksam sind. Arbeiter in den Fabriken sprühen die Chemikalien oft ohne Belüftung unter hohen Temperaturen auf, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann.

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Die Kunst des Zerstörens

Um die Löcher in den Jeans zu schneiden, verwenden Hersteller verschiedene Techniken. Neben dem Sandstrahlen werden Käsereiben, Sandpapier, Feilen, Laser und Messer eingesetzt. Manche Methoden werden maschinell, andere von Hand von den Arbeitern durchgeführt. Dabei entstehen Abrieb und kleine Fasern, die nicht in die Atemwege gelangen dürfen. Leider fehlt es in vielen Arbeitsstätten an Absauganlagen, um die Sicherheit der Arbeiter zu gewährleisten.

zerrissene jeans
Um Destroyed Jeans herzustellen, bearbeiten Arbeiter die Hosen teils von Hand mit einer Feile.

Die Haltbarkeit von zerrissenen Jeans

Es stellt sich die Frage, ob zerrissene Jeans schneller kaputtgehen als unbeschädigte Jeans. Dies wurde bisher nicht eindeutig untersucht. Die Haltbarkeit ist jedoch nicht das Hauptproblem. Jeans haben sich von Arbeitskleidung zu einem Modetrend entwickelt, der schnelllebig ist. Oft werden Jeans weggeworfen, weil sie nicht mehr im Trend liegen, und nicht, weil sie tatsächlich kaputt sind. Zerrissene Jeans sind besonders trendgebunden und werden, sobald sie aus der Mode kommen, nicht mehr getragen und landen in der hintersten Ecke des Kleiderschranks, im Altkleidercontainer oder schlimmstenfalls im Müll.

Die Nachhaltigkeit von Jeans

Aber wie nachhaltig sind Jeans überhaupt? Auch unbeschädigte Jeans können der Umwelt schaden. Der Anbau von Baumwolle, dem Hauptbestandteil von Jeans, ist oft wenig umweltfreundlich. Der Wasserbedarf ist enorm, und auch der Einsatz von chemischen Pestiziden und synthetischen Düngemitteln ist weit verbreitet. Viele Baumwollbauern verwenden genmanipulierte Pflanzen, die zwar gegen Schädlinge resistent sind, aber auch Risiken mit sich bringen, wie den Verlust der Artenvielfalt. Darüber hinaus werden Jeans oft mit giftigen Chemikalien gefärbt, die sowohl Auswirkungen auf die Umwelt als auch auf die Träger haben können.

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Bessere Jeans für eine bessere Welt

Für diejenigen, die dennoch nicht auf zerrissene Jeans verzichten möchten, gibt es einige Punkte zu beachten. Es gibt derzeit kein Siegel, das garantiert, dass die gesundheitsschädigende Sandstrahl-Methode nicht angewendet wurde. Dennoch können seriöse Textilsiegel wie das der Fair Wear Foundation eine Orientierungshilfe bieten, da sie sich für verbesserte Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie einsetzen. Jeans mit GOTS- und IVN-Best-Zertifizierung sind ebenfalls zu empfehlen. Alternativ können gebrauchte Jeans auf Flohmärkten oder Kleidertauschpartys gefunden werden. Auch das Ausleihen von Hosen oder das Upcycling alter Jeans sind nachhaltige Optionen.

Bewusster Konsum, bewusstes Einkaufen, Shopping
Tipps für den Jeanskauf: Orientiere dich an seriösen Siegeln oder kaufe Second Hand.

Fazit

Die Kunst des Zerreißen von Jeans hat einen hohen Preis für Mensch und Umwelt. Die Methoden, die verwendet werden, um den gewünschten Look zu erzielen, sind oft gefährlich für die Arbeiter und belastend für die Umwelt. Die nachhaltige Produktion von Jeans erfordert ein Umdenken und die Unterstützung von Marken, die sich für bessere Arbeitsbedingungen und Umweltschutz engagieren. Indem wir bewusster einkaufen und alternative Optionen in Betracht ziehen, können wir dazu beitragen, die negativen Auswirkungen der Jeansproduktion zu minimieren.

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